FLAVIO

Artist
il Gusto Barocco, Jörg Halubek
Released
2018

Leandro Marziotte, Dana Marbach, Alessandra Visentin, Silke Gäng, Nina Bernsteiner, Tobias Hunger, Ismael Arronitz, Il Gusto Barocco, Jörg Halubek

Nach der Uraufführung von Brescianellos Tisbe ist Johann David Heinichens Flavio Crispo die zweite Ausgrabung einer nie gespielten Barockoper mit Il Gusto Barocco. Nach rund dreihundertjährigem Schlummer brachte das Ensemble 2016 Heinichens italienische Oper Flavio Crispo zur Uraufführung, die aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte eines der wertvollsten Zeugnisse der damaligen Zeit ist. Die historischen Umstände dieser Oper sind besonders: Ein Streit der beiden weltberühmten Kastraten Senesino und Berselli sorgte für einen Eklat, der die Premiere von Heinichens Oper am Dresdner Hof verhinderte. Einige Anekdoten berichten, dass die Sänger dem Komponisten mangelnde Italienisch-Kenntnisse vorwarfen und im Probenprozess die Noten vor den Augen des Komponisten zerrissen – andere wiederum, dass Händel auf der Reise von Italien nach London die Dresdner Sänger abwarb. Es ist eine meisterhafte Partitur: Heinichen wählt z. B. eine sehr aparte Instrumentierung, um die Reinheit und Zerbrechlichkeit der Figur der Elena zu charakterisieren: In den Orchester-Ritornellen erklingen drei klagende Oboenstimmen ohne jegliches Baß-Fundament – ihr Klagegesang selbst wird durch leise Pizzicati der Streicher und in unserer Interpretation des Basso Continuo durch Arpeggien der Harfe begleitet. Dieser melancholische und fragile Aktschluß steht beispielhaft für Heinichens poetische und hoch empfindsame Vertonung dieses Opernlibrettos.

onlinemerker. com 12/2018: »Jörg Halubek dirigiert und katapultiert sich mit dieser Aufnahme in die allererste Reihe an international renommierten Dirigenten von Barockopern wie Petrou, Fasolis oder Minasi. Wir stimmen zu, dass das gesamte Ensemble mit dieser vielleicht wertvollsten italienischen Barockoper, die im 18. Jahrhundert für einen deutschen Hof komponiert wurde, einen eigenen Standard setzt. Wäre die Bezeichnung nicht derart von Subjektiven und objektiv kaum überprüfbaren Kriterien getragen, ich würde sie (ganz still für mich) dieser Aufnahme zuerkennen. Opernpublikation des Jahres 2018. Die Tonqualität ist vom Feinsten. «

klassik-heute. com 02/2019: »Besonders eindrucksvoll ist in dieser Oper die Rolle des Orchesters: Sie ist mit reicher und überaus raffinierter Farbigkeit ausgestattet – was auch die Möglichkeiten deutlich macht, welche die gut besetzte Dresdner Hofkapelle einem Opernkomponisten damals bot. So wird das Orchester zum abwechslungsreichen Kommentator des musikalischen Geschehens auf der Bühne; und diese Raffinesse in der Komposition seiner Oper reiht Heinichen in die Gruppe wahrhafter Meister des Musikdramas seiner Zeit ein und weist auch auf Johann Adolph Hasse voraus, seinen 16 Jahre jüngeren Kollegen, in dessen Schatten zu geraten Heinichens Schicksal war. Das sollte uns Heutige allerdings nicht daran hindern, Heinichen seinen Ehrenplatz unter den Komponisten seines Jahrhunderts einzuräumen, der ihm wahrhaftig zusteht. «

klassik. com 03/2019: »Sensationelle posthume Uraufführung«

Concerto – Das Magazin für Alte Musik 07/2019: »Diese Ersteinspielung ist auch deshalb ein wichtiger Mosaikstein in der Erkundung der Operngeschichte des frühen 18. Jahrhunderts und in dieser hochrangigen musikalischen Realisierung erst recht eine packende Überraschung. «