Seit Mitte Januar proben wir an der Komischen Oper Berlin Händels Oper „Poro, Re dell´Indie“. Regisseur ist Harry Kupfer, der über 20 Jahre Chefregisseur an der Komischen Oper war. Mit Hans Schavernoch und Yan Tax kommt auch sein bewährtes Team zusammen. Im Konzeptionsgespräch erzählte Kupfer, wie er Händels Poros als Regie-Assistent bei den Händelfestspielen in Halle kennengelernt hatte. Eine Aufnahme von den Aufführungen aus dem Jahr 1958 kann man übrigens heute noch auf CD bekommen. Die Opern wurden auf deutsch gesungen und „waren beliebt wie Operetten“, so Kupfer.
Für mich ist Harry Kupfers Arbeit sehr faszinierend. Er steht in der Tradition des realistischen Musiktheaters – sein Interesse gilt ausschließlich, dem Libretto und Händels Musik Glaubhaftigkeit und Gegenwärtigkeit zu geben. So steht jedes Ornament, die Verzierungen der Da Capi, jede Kadenz gewissermaßen auf dem Prüfstein zwischen formelhafter Virtuosität gegenüber einem im Moment glaubhaft dargestellten oder musizierten Affekt. Diese Arbeit inspiriert mich dazu, die Möglichkeiten der Historischen Aufführungspraxis noch einmal anders zu betrachten und einzusetzen. Es geht jedenfalls nicht um die Rekonstruktion einer bestimmten Aufführung zur Händelzeit.
Bei uns beginnen jetzt die Endproben, bei denen alles zusammen kommt: Sänger und Orchester, die Bühnentechnik, Licht, Video, Kostüme….