Nach der Uraufführung von Brescianellos Tisbe ist Heinichens Flavio die zweite Ausgrabung einer nie gespielten Barockoper mit il Gusto Barocco. Als Koproduktion zwischen SWR und dem Label cpo soll der Konzertmitschnitt vom Juni 2016 im Laufe diesen Jahres auf drei CDS erscheinen. Die historischen Umstände dieser Oper sind besonders: Ein Streit der beiden weltberühmten Kastraten Senesino und Berselli sorgte für einen Eklat, der die Premiere von Heinichens Oper am Dresdner Hof verhinderte. Anekdoten berichten, dass die Sänger dem Komponisten mangelnde Italienisch-Kentnisse vorwarfen und im Probenprozess die Noten vor den Augen des Komponisten zerrissen – andere wiederum, dass Händel auf der Reise von Italien nach London die Dresdner Sänger abwarb. Der provozierte Eklat diente zur Auflösung aller Verträge mit August dem Starken in Dresden.
In diesem Trailer ist die Schlußarie der Elena am Ende des zweiten Aktes zu hören, gesungen von Dana Marbach:
Wenn die Seele das Glück anderer sieht,
fühlt sie sich im Kampf,
ihr innerer Schmerz wird stärker.
Sie seufzt, sie fürchtet sich;
Je weniger der Verstand weiß,
desto mehr klagt sie und fürchtet sich.
Heinichen wählt eine sehr aparte Instrumentierung, um die Reinheit und Zerbrechlichkeit dieser Figur zu charakterisieren: In den Orchester-Ritornellen erklingen drei klagende Oboenstimmen ohne jegliches Baß-Fundament – ihr Klagegesang selbst wird durch leise Pizzicati der Streicher und in unserer Interpretation des Basso Continuo durch Arpeggien der Harfe begleitet. Dieser melancholische und fragile Aktschluß steht beispielhaft für Heinichens poetische und hoch empfindsame Vertonung dieses Opernlibrettos.
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